Ironman Hamburg: Herausforderung, Hindernisse und Triumphe für Alexandra Ortwein und Christoph Diegel

Am 2. Juni 2024 fand der Ironman in Hamburg statt. Alexandra Ortwein und Christoph Diegel von Tri-Force Fulda stellten sich erfolgreich der Herausforderung und berichten von ihren Erfahrungen.

Rennbericht Alexandra Ortwein
„Was im Ligaeinsatz über kürzere Distanzen meist sehr gut funktioniert, ist für mich auf der Langdistanz immer wieder Neuland. Da ist es schon fast ein Wunder, wenn Wetterlage, mentale Verfassung, Ausrüstung, andere Einflüsse wie Straßenverhältnisse bis zum Schluss reibungslos harmonieren. So war der Ironman Hamburg letztes Wochenende für mich vor allem eine mentale Herausforderung.

Trainingstechnisch war ich gut vorbereitet, bin gedanklich alles durchgegangen auch die Verpflegung. Aber das Wetter sorgte dann für sehr schwierige Bedingungen. Es war kühl und sehr windig. So gestaltete sich das Schwimmen sehr wellig gespickt mit ein paar Ellenbogenspitzen. Ging noch. Dann der Wechsel: mein Kopf wollte eine Windjacke für die Radstrecke, mein Körper auf Toilette. Um das An- und Ausziehprozedere zu verkürzen, entschied ich mich gegen die Windjacke und für die frische Brise auf dem Rad. Dieser Wechsel hat mich leider fast 10 min. gekostet. Die Radstrecke dann verlangte von mir 120%ige Konzentration und resultierte zum Schluss in starken Kopfschmerzen. Die Straßenverhältnisse in der Stadt waren sehr schlecht, dann bin ich in die falsche Richtung gefahren, musste leider noch ein paar Mal die Toilette aufsuchen, verlor ein Flasche und dann noch der schon stürmische Wind, der das Verpflegen auf dem Rad erschwerte. Nach 90 km meldete sich das Teufelchen, ob ich mir das nochmal 90 km antuen möchte. Bis das Engelchen wieder ganz die Oberhand gewann. Das wollte die Radstrecke noch unter 6 h bezwingen. Aber das Teufelchen war zurück und war dafür langsamer zu fahren, würde ich eh nicht schaffen. Es gewann. Zur Abwechslung habe ich mich wieder eingemischt und so ging der Wechsel auf die Laufstrecke schnell, der Kopfschmerz verzog sich und es lief.
Im Ziel haben mich Carina und Christoph Diegel ganz herzlich empfangen und wir haben gemeinsam ein paar Trähnchen verdrückt. Etwas irritiert bemerkte ich, dass Christoph schon so geduscht aussah. Da wusste ich noch nicht, dass er das Rennen in einer grandiosen Zeit gefinished hat.
Überglücklich, dass es nun endlich vorbei war nahm ich meinen Mann Konrad in die Arme. Letztendlich konnte ich meine Hamburger Zeit um 10 min. verbessern und erwarb als Altersklassen 5. sicher, und nicht aufgeschoben von den Absagen aus den nachgelagerten Altersklassen, einen Slot für Nizza im September.“

Rennbericht Christoph Diegel
„Der Tag begann chaotisch. Kurz vor dem Start des Schwimmens verlor ich meine Schwimmbrille. Ein anderer Athlet, der meinen verzweifelten Blick sah, gab mir großzügig eine Ersatzbrille. Leider lief diese ständig mit Wasser voll, was mich zwang, alle 200-300 Meter anzuhalten und ein Glas zu heben, um überhaupt etwas sehen zu können.
Trotz dieser widrigen Umstände gelang mir eine respektable Schwimmzeit von 1:14:41. Ich fühlte mich wie ein Maulwurf im Wasser, der sich durch das trübe Nass kämpfte. Doch an Aufgeben war nicht zu denken – der Tag hatte gerade erst begonnen.

Kaum aus der Wechselzone raus, schwang ich mich auf mein Bike. Die ersten 20 Kilometer waren ein einziges Dilemma: Die Milchglas-Optik meiner Schwimmbrille war immer noch in meinem Kopf. Die Strecke war ein Test für meine Sehkraft und meine Nerven. Nachdem 40 Kilometer mit Rückenwind relativ rasch verflogen waren, wurde zu allem Überfluss der Gegenwind auf dem Rückweg nach Hamburg immer heftiger. Es war, als hätte sich der Wettergott gegen uns verschworen.
Eine besonders brenzlige Situation erlebte ich bei einer Kehrtwende, als ich gerade noch rechtzeitig vor einem Absperrposten bremsen und in die Kurve einfahren konnte. In der zweiten Runde ereignete sich etwa 100 Meter vor mir ein Unfall – zwei Athleten stürzten vermutlich aufgrund des starken Seitenwinds. Sie wurden sofort versorgt, und ich fuhr mit gemischten Gefühlen weiter.
Trotz dieser Zwischenfälle brachte ich es auf eine Radzeit von 4:55:27. In Anbetracht der Ausgangslage mit den Sehproblemen sowie den starken Windböen war ich mit dem Ergebnis mehr als zufrieden.

Nachdem ich mich von meinem Bike verabschiedet hatte, ging es auf die Laufstrecke. Wie immer lief ich etwas zu schnell los. In den ersten Kilometern fühlte sich die hohe Pace gut an, und ich beschloss, dieses Tempo beizubehalten – auch auf die Gefahr hin, es später zu bereuen.
Ich hielt mich brav an meinen Verpflegungsplan und nahm regelmäßig meine Gels zu mir. Doch ab Kilometer 30 wurde es richtig hart. Das Ziel war in Sicht, aber mein Körper wollte einfach nicht mehr. Also schaltete ich den Kopf aus und kämpfte mich durch die letzten Kilometer.
Mit einer Laufzeit von 3:15:17 überquerte ich die Ziellinie. Ich hob meine Sonnenbrille und ließ die Emotionen freien Lauf. Es war ein Moment des Triumphs: eine neue persönliche Bestzeit auf der Langdistanz von 9:35:52 und auch beim Marathon.

Fazit: Ein Tag voller Überraschungen
Der Ironman Hamburg 2024 wird mir immer in Erinnerung bleiben. Von der verlorenen Schwimmbrille über die windige Radstrecke bis hin zum schmerzhaften, aber erfolgreichen Lauf – es war ein Tag voller Herausforderungen und Triumphe. Und obwohl nicht alles nach Plan lief, habe ich am Ende mein Ziel mehr als erreicht und eine neue persönliche Bestzeit aufgestellt.
Dieser Tag hat mir einmal mehr gezeigt, dass der Ironman nicht nur ein Test für den Körper, sondern auch für den Geist ist. Es geht darum, Hindernisse zu überwinden, sich immer wieder zu motivieren und niemals aufzugeben – egal, wie trüb das Wasser oder wie stark der Wind auch sein mag. Eine Prise Humor und viel Entschlossenheit machen ihr Übriges.
Vielen Dank an meine Frau Carina für die Unterstützung und an alle die mitgefiebert haben.“

Ergebnisse
Gesamtzeit: 9:35:52
Platz AK: 52
Platz gesamt: 260

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